Lore Heuermann Malerin, Grafikerin Kunst Wien Zeichnungen
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Lore Heuermann Lore Heuermann
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Lore Heuermann installation     
  Lore Heuermann Lore Heuermann Lore Heuermann Lore Heuermann Lore Heuermann
 
2.M�rz 2002  top
 
Lore Heuermann
zum 65. Geburtstag, die Er"ffnungsrede zur Ausstellung im Projekttheater,
Wien
von Hubert Salden

I.
Schwarz bezeichnet "bergang und liegt an der Grenze. Die Farbe der Matrix ist in der tiefsten Tiefe stumpf und gl"nzt in der h"chsten H"he. Die N"he und den Abstand zum Geschehen bestimmt sich jeder Betrachter selbst. Im Schwarz setzen wei"e Linien Lichtpunkte. Vergleichbar mit Kometenbahnen ziehen die hellen Linien aus der Dunkelheit herauf. Wird etwas versprochen? Klingt eine Erwartung wie bei Jacques Pr"vert an?

- Lesung des Gedichts: F"r dich, Geliebte
von Jacques Pr"vert (Nachdichtung von Kurt Kusenberg)

Ich war auf dem Vogelmarkt
Und habe V"gel gekauft
f"r dich
Geliebte
Ich war auf dem Blumenmarkt
Und habe Blumen gekauft
f"r dich
Geliebte
Ich war auf dem Eisenmarkt
Und habe Ketten gekauft
Schwere Ketten
f"r dich
Geliebte
Und dann war ich auf dem
Sklavenmarkt
Und habe dich gesucht
Aber ich hab dich nicht gefunden
Geliebte.


Die Erwartung des Mannes dr"ngt immer mehr und konstatiert, dass er vergeblich gesucht hat. An diesem Punkt strahlt seine Aussage in ganz unterschiedlichen Bahnen aus: w"hrt die Erwartung als Hoffnung fort oder wird sie als Entt"uschung empfunden, wird sie bedauert oder doch noch Erf"llung m"glich sein " das erz"hlen jene fort, die das Gedicht h"ren oder es auf diesem Kubus lesen.

Der frei stehende Kubus und die Rollen an der Wand spielen einander zu. Mitteilung einerseits auf der Au"enhaut, anderseits an der Innenwand des Geh"uses... kontinuier-liches Ein- und Ausatmen, und zugleich auch ein Echo-Feld. Stichworte zum weitersingen .Beispielweise die Geometrie, jene Lieblingsbesch"ftigung im alten Europa. Das Viereck mit seinem Verweisen auf die Temperamente, die Himmels-richtungen und die Fl"sse des Paradieses ist lange als ein Zeichen f"r die Welt verwendet worden. Durch die drei R"ume spannt sich ein Bogen vom Abendland, dem Morgenland "ber das Land der Mitte bis hin ins Land der aufgehenden Sonne. Lore Heuermann hat diese Reise unternommen und k"nstlerisch umgesetzt.

ex occidente lex, ex oriente lux in dem Westen ergeht das Gesetz, im Osten scheint das Licht auf hier f"gt sich die Form, dort schweift die Einsicht um eine Schattierung gering eindunkeln lassen, die Differenz einer Aufhellung anstreben um "ber die positive Seite zu sprechen, m"ge einer um die Erfahrung der negativen Seite wissen.

Wer die Null betrachtet, hat schon begonnen, die Unendlichkeit zu untersuchen. Die Peripherie liefert die Worte f"r das Zentrum. Jacques Pr"vert schreibt seine Zeilen aus der Sicht des Mannes in der ersten Person Singular. Die Bilder beschw"ren die Anwesenheit der begehrten Frau, die unbeschrieben bleibt.

II.
Dem Unausgesprochenen gilt es, tastendes Denken zu erschlie"en. Weite Innenr"ume aufzuspannen, ohne sich in Impressionen zu verlieren oder auf Allegorien zu bauen ist gerade auch der chinesischen Literatur gelungen. W"hrend der Dynastie der Tang in der zweiten H"lfte des ersten Jahrtausends schreibt Wang Dijian seinen Vers "ber eine junge Frau mit der Pr"zision einer Klinge. Blitzend notiert er als Beobachter allt"gliche Gesten scheinbar ganz unaufgeregt und doch mit gro"er Tragweite

-Lesung des Gedichtes
von Wang Dijian, China

"Zur K"che steigt hinunger sie am dritten Tag.
Sie w"scht die H"nde sich, um eine Suppe anzur"hren;
Weiss nicht, ob sie der Schwiegermutter schmecken mag,
Und l"sst zun"chst die kleine Schw"gerin probieren."


"ber den Umgang mit dem Geschmack entfalten sich die Verh"ltnisse zwischen den Angeh"rigen. Die Mischung der Ingredienzien, die Temperatur der Speise und der Schale vermitteln genaue Beobachtungen zu Distanz, Zugeh"rigkeit und Diskretion. Die St"rke dieser Zeilen wirkt dadurch, dass sie beim H"rer kein detailreiches bild erzwingen, sondern eine Schlichtheit und Kargheit pflegen.

Die ganz beil"ufig gehaltene Sichtweite vermittelt ein Verst"ndnis von Natur, die in das menschliche Leben eingebettet ist, die Natur als Resonanzk"rper fungiert und ihr kein Herrschaftsverh"ltnis aufn"tigt wird. Die Zerst"ubung von begr"ndenden Strukturen f"rdert h"ufig Texturen f"r grunds"tzliche Str"mungen des menschlichen Erlebens zu Tage. Die Darstellungen gr"nden ist genauen Beobachtungen, die Atmosph"re zu erzeugen versteht.
Dieser Impuls findet sich auch in Fotografien von Lore Heuermann, die sich in ein selbstst"ndiges Zwiegespr"ch mit den kalligraphische angefertigten Arbeiten einlassen. Die auf ihnen belichteten Strukturen variieren unter anderem die Konsistenzen von Wasser:

"ber einen Hain ziehen Regenwolken zum Horizont, unter Zweigen breitet sich ein Schneelandschaft aus, hinter "sten weitet sich der See, neben Bl"ttern st"rzt ein Wasserfall. Das Bild des Wassers spiegelt, worin Wirksamkeit bestehen kann. Laozi notiert, "nichts auf der Welt ist geschmeidiger und schw"cher als das Wasser, aber es gibt nichts besseres, um das anzugreifen, was hart und starr ist" " und nichts, was es "ersetzen" k"nnte ("78). Das Wasser kann beispielhaft sein f"r seine eigene Haltung. Das hat eine Konsequenz f"r eine gesellschaftliche Wirksamkeit. Im Bewusstsein, wie das Wasser zu agieren, kann es zwar nach au"en so aussehen als ob jemand nicht widersteht, und dabei doch den meisten Widerstand leisten.

III.
Werden die Beobachtungen zusammengefasst und abstrahiert, dann spitzen sie sich zu. Der japanische Dichter Ihara Saikaku betrachtet die Beschriebene von au"en in einem zeitlichen und sozialen Umfeld und deutet ihre innere Verfassung an. Das Verh"ltnis der Frau und des Mannes, der mit ihr ist, fokussiert sich auf des Umbruchs von Tag und Nacht. Die Konzentration m"ndet in eine vielsagende Widerspr"chlichkeit. Der Augenblick kommt zur Sprache, der Moment erscheint vor der Folie des Immerw"hrenden.

-Lesung des Gedichtes
von Ihara Saikaku, Japan

"Teehausm"dchen f"r alle
Teehausm"dchen - f"r
alle muss sie bereit sein,
tags und de Nacht durch.
Morgens trennt sie mit Schmerzen
sich von dem fl"chtigen Gast."


Kaum ist die Situation angesprochen, so verschwindet sie schon in der Vereinfachung und der Verknappung " gewisserma"en hinter einem sprachlichen Paravent. Der Text bekommt eine brennende Spitze, wie wir sie von einer Stichflamme kennen. So nennt Ihara Saikaku eine Sammlung seiner Erz"hlungen "Ein Mann, der die Liebe liebte"

Die Wiederholungen in der Sprache wisse um ihre Verst"rkung durch Zur"cknahme, um sich tiefer einzubrennen. Das Auflodern der Flammen und die Ruhe der Glut werden zu Impulsen f"r das Sprechen und das Zeichnen, f"r das Kalligraphieren und die k"rperliche Darstellungen. Das Feuer kann als eine Radikalisierung und geistige L"uterung erlebt werden. Die feinen Differenzen der Dinge und ihre Zust"nde machen sich den Sinnen immer intensiver erfahrbar.

Der F"cher sch"rt nicht nur das Feuer an, er zeigt auch den Weg aus der Strenge einer Konvention. In der Unnach-giebigkeit eines festgelegten Handlungsablaufs ist der F"cher das Werkzug, dem Gegen"ber einen Wink zu geben, sich von der vorgeschriebenen gesellschaftlichen Form zu l"sen, dem Gespr"ch oder Zeremoniell eine vielleicht ungeahnte Wendung zu geben.

Das Brennen des Tonscherbens im Ofen, mal mit feine Glasur, mal von Grobheit und mit Spr"ngen versehen, erscheint immer aufs Neue hinter den Gesten, den Zeichen und Zeilen. Das Verst"ndnis geschieht "ber ein tastendes Denken und bewusstes Handeln, achtsam und empfindsam.

IV.
Das Craquele" auf dem Scherben und die Zeichen auf den Rollbildern springen immer weiter auf. Es setzt sich eine Inversion/Umkehrung/von Schwarz auf Wei" fort, es geschehen "berschneidung von Senkrechten und Waagrechten. Die Dynamik entspringt dem r"ckhaltlosen gegenseitigen Geschenk, das Zeichnende und Tanzende mit einander austauschen.

Das Werk ist das Ergebnis einer sehr langen disziplinierten Arbeit, die sich mit dem gl"cklichen Augenblick verwebt.

Das Reispapier mit den Zeichnungen von Lore Heuermann lassen sich an ihren Ende weiter ausrollen. Sie sind hineingeh"ngt worden in die Buntheit der Sommerwiesen und in die schwarz-wei"en "ste des Winters. Sie tragen die Beweglichkeit in sich und verdanken ihr Entstehen dem pr"zisen k"rperlichen Ausdruck, der Protokollierung des Tanzes zum Zeitpunkt, in dem er stattfindet.

Aus den Astst"ben der Buche und anderer B"ume sind die Buchstaben geworden. Sie wurden geworfen, angeordnet und k"nnen gelesen werden. Die Striche l"ngs, quer, diagonal und bogenf"rmig werden zum geschriebenen und gezeichneten.

Zwilling des Geschehens. Die Menschliche Silhouetten geben Rhythmen und Orientierungsrichtungen an. Sie erinnern an die Fr"hzeit des Menschen ebenso wie an die heute verwendeten Piktogramme. Es zeigt sich der Mensch als Einzelner in Entwicklung und zugleich als bewegte Menge.

Mit der Feder gezogen " wie mit einem Rechen gek"mmt oder auf einen Webstuhl gewebt " Wird uns die Silhouette des Menschen Form und Grund? Steht sie und nah oder fern?
Wo trete ich in das Rollbild ein? An welcher Stelle verweile ich? Wann verlasse ich den Punkt der Konzentration und lasse das Betrachtete zur"cktauchen in das all-over?
Die Sinne sind ganz da: das Ger"usch von Papier, der Geschmack von Holz, der Geruch von Tusche, das Gesehene entsteht aus minimalen Verwerfungen, die sich wogen.

 
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